Gabelstapler in ATEX-Zonen: Wie funktioniert sicheres Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen?

Gabelstapler finden in verschiedenen Bereichen Anwendung – auch in Gefahrenzonen. Beispielsweise beim Umgang mit Gefahrstoffen in der Pharma- oder Lebensmittelindustrie sind erhöhte Sicherheitsstandards extrem wichtig, um den Schutz von Personal, Gütern und Infrastruktur zu garantieren. Wie gefährlich ein bestimmter Arbeitsbereich ist, wird nach europäischem Standard eingestuft und entsprechend müssen Menschen und auch Maschinen ausgerüstet sein. Mittlerweile gibt es viele smarte Assistenzsysteme, die dabei helfen, gefährliche Arbeitsplätze noch sicherer zu machen. Denn in jedem Fall gilt: Unfallprävention hat höchste Priorität.


Info:

Was genau verbirgt sich eigentlich hinter diesen Gefahrenzonen? Sogenannte ATEX-Zonen sind nach EU-Gesetz als explosionsgefährdete Bereiche definiert. Darunter gibt es mehrere Abstufungen, die sich vor allem nach Gefahrenpotential und gehandhabten Stoffen unterscheiden lassen. Während in Zone 2 Gase transportiert werden, wird in Zone 22 mit sogenannten Stäuben (also allen pulverförmigen Stoffen) umgegangen. Die Einteilung beruht auf den unterschiedlichen Gefahrenpotentialen verschiedener Chemikalien. In beiden Zonen befinden sich die Güter in sicher verschlossenen Behältern. Durch diese Art des Handlings ist die Explosionsgefahr zwar geringer als in der Produktion, wo die Stoffe umgefüllt und gemischt werden – eine lückenlose Gewährleistung der Sicherheit ist dennoch auch im Lagerbereich unerlässlich.


Welche Risiken gibt es in den Zonen 2/22 und wie lassen sich diese mindern? Vorsicht beginnt bei den kleinsten Details: „Bei herkömmlichen Flurförderzeugen entstehen oft Funken, wenn die Gabeln über den Boden schleifen – ein absolutes No-Go in ATEX-Zonen“, erläutert Elke Karnarski, Product Manager Ex-Proof Trucks & Retrofit Solutions beim Staplerspezialisten Linde Material Handling. „Die Gabeln der ex-geschützten Stapler haben deshalb eine besondere Edelstahl- oder Messinglegierung, die Funkenschlag verhindert.“ Aber nicht nur beim Material kann man in ATEX-Zonen auf Nummer sicher gehen, sondern auch durch den Einsatz innovativer Assistenzsysteme und spezieller Sicherheitsfeatures, die die Wahrnehmung des Staplers erhöhen oder einen Mindestabstand markieren. Dazu gehören z.B. optische Warnsysteme wie der sogenannte BlueSpot, LED-Stripes oder Red Warning Lines.

Kleine Unit mit großer Wirkung

Ein weiteres Beispiel für diese Assistenzsysteme ist der Linde Safety Guard von Linde Material Handling. Dessen Basisvariante macht schon seit Jahren die Arbeit im Lager sicherer, indem sie die Umgebung umfassend überwacht und durch aktive Alarmierung im Falle einer Gefahr alle Beteiligten darauf aufmerksam macht. Nun ist das smarte Assistenzsystem auch speziell für die Anforderungen an die ATEX-Zone 2/22 erhältlich.

Elke Karnarski erklärt: „Die am Fahrzeug befestigte sogenannte „Truck Unit Small“ kommuniziert mit den Units der anderen Fahrzeuge und passt so beispielsweise die Geschwindigkeit automatisch an, sobald sich ein anderes Fahrzeug an stark unübersichtlichen Kreuzungen nähert.“

Wie beim herkömmlichen Linde Safety Guard können außerdem Zonen definiert werden, in denen die Geschwindigkeit grundsätzlich auf ein vorbestimmtes Tempo gedrosselt wird – eine weitere effektive Maßnahme, um Unfälle speziell in ATEX-Zonen zu vermeiden und die Achtsamkeit am Steuer zu erhöhen.

Zutritt für Unbefugte verboten

Die Zonenerkennung wurde hier sogar noch einen Schritt weitergedacht – denn Ziel ist es auch, nicht-autorisierte Fahrzeuge vor dem Eintritt in die ATEX-Zonen zu warnen. In diesem Fall funktioniert der Linde Safety Guard als „Torwächter“, der nur Ex-geschützten Fahrzeugen die Einfahrt in diese Bereiche gestattet. Versucht der Fahrer eines Standardgerätes die imaginäre Schwelle zu überfahren, bremst das Fahrzeug auf Kriechgeschwindigkeit ab. Zusätzlich lässt sich der Torwächter an einen Projektor koppeln, der ein großes ATEX-Warnsymbol auf den Boden projiziert. „Somit weiß der Fahrer direkt Bescheid, dass vor ihm eine Gefahrenzone liegt,“ bekräftigt Elke Karnarski.