Technologie trifft Tradition: Wie automatisierte Regalbediensysteme (RGB) zur Umgestaltung von Bibliotheken und Archiven beitragen

Regalbediengeräte werden in der Regel mit großen, bis unter die Decke gefüllten Lagern assoziiert. Im Grunde eignen sich RGBs aber natürlich für alle Orte, an denen eine hohe Lagerkapazität gefragt ist: zum Beispiel auch für Bibliotheken und Archive. Der Lieferkettenexperte Dematic wurde jüngst für seine umfassende Überarbeitung ganzer Bibliothekssysteme und für die Modernisierung von Archiven in Chicago, Tel Aviv, Utah und Florida ausgezeichnet.

Die israelische Nationalbibliothek eignet sich als hervorragendes Beispiel, denn hier gibt es einiges zu verstauen: Über fünf Millionen Bände, die jederzeit verfügbar sein müssen, finden hier Platz. In der Bibliothek müssen vor allem zwei Ansprüche gewährleistet sein: eine schnelle Bearbeitung von Bestellungen und die ideale Lagerung von historischen Exemplaren. Um dem gerecht zu werden, wandte sich die Bibliothek an Dematic. Der Automatisierungsspezialist wurde kürzlich von der Informationsplattform LibraryWorks im Rahmen der Modern Library Awards 2022 als Platin-Award-Gewinner für Installationen seiner Regalbediengeräte für Bibliotheken ausgezeichnet. Diese basieren auf automatisierten Systemen, die typischerweise in Kleinteilelagern eingesetzt werden und für die speziellen Anforderungen von Bibliotheken angepasst wurden.

Aber wie funktioniert das genau? Das System bringt den Behälter mit dem Buch automatisch zur Abholstation. Dort zeigt ein Lichtsignal genau an, welches Buch benötigt wird. Anschließend transportiert ein Förderband den Behälter zurück zu seinem Lagerplatz. Dieser Vorgang – der in der Regel nur wenige Minuten dauert – zeigt eindrucksvoll, wie die Industrietechnik den traditionellen Bibliotheken zugutekommen kann. „Unsere Systeme bieten wertvollen und wichtigen Sammlungen ein sicheres Zuhause“, sagt Todd Hunter, Senior Account Executive bei Dematic.

Geschichte zum Greifen nah

Das in der israelischen Nationalbibliothek installierte RGB braucht nur einen Bruchteil an Platz im Vergleich zu dem in Archiven üblichen Lagervolumen. Eine intelligente Software verfolgt jedes Buch und jede Archiveinheit mit einem Barcode. Freiflächen werden dabei effektiv genutzt, indem innerhalb des Lagersystems Positionen flexibel zugewiesen werden. Zahlreiche Archivbestände von bedeutenden Persönlichkeiten wie Franz Kafka oder Martin Buber können so mit größter Sorgfalt behandelt werden. Todd Hunter fügt hinzu: „Das System arbeitet in einer Umgebung mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit und Temperatur, die frei von Staub und anderen Verunreinigungen ist. So werden die Materialien unter idealen Bedingungen gelagert und sind trotzdem für Studierende und Forscher zugänglich.“

Revolutionäres Raumwunder

Übrigens: Das Projekt, das Dematic den zuvor erwähnten Modern Library Award eingebracht hat, befindet sich in der Bibliothek der University of Chicago. 1910 übernahm die Bibliothek das Katalogisierungssystem der Library of Congress – was sie mit der Zeit zu einer der am besten organisierten Sammlungen der Welt machte. Im Zuge ihrer Erweiterung stand die Bibliothek vor der enormen Herausforderung, über sieben Millionen Bände neu zu ordnen. Herkömmliche Regaltechniken wie die Harvard-Methode erwiesen sich als unwirksam, so dass sich die Universität für eine automatisierte Lösung von Dematic entschied. Die Anlage arbeitet mit einer hohen Lagerdichte und verbesserte dadurch die Lagerkapazität um 50 Prozent. Außerdem verkürzte sie die Zugriffs- und Bereitstellungszeit von Materialien auf fünf Minuten und weniger – und das für jedes Objekt im gesamten System.

Andere Archive und Institutionen folgten diesem Vorbild, wie beispielsweise die Einrichtung der Utah State Archives. Hier lieferte Dematic zwei Regalbediengeräte, zwei Abhol- und Abgabestationen sowie die Systemsteuerungssoftware. Das gesamte System benötigte nur ein Viertel der Fläche im Vergleich zu herkömmlichen Regallösungen und senkte außerdem die Baukosten um zwei Millionen Dollar.

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