Die Automatisierung in der Reifenindustrie nimmt Fahrt auf

Die Intralogistikbranche und die Reifenindustrie sind eng miteinander verbunden. Reifenhersteller auf der ganzen Welt, darunter Michelin und Bridgestone, arbeiten derzeit an der Modernisierung der Prozesse in ihren Lagern und Produktionsanlagen. Doch welche Lösungen nutzen sie dabei, und inwiefern nutzt die Intralogistikbranche im Gegenzug auch die Produkte der Reifenindustrie?

Die effiziente Abwicklung von Materialflüssen innerhalb von Anlagen war schon immer ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Reifenindustrie, und Reifenhersteller auf der ganzen Welt haben einen Modernisierungskurs zur Verbesserung ihrer Intralogistik eingeschlagen. Traditionelle Prozesse in den Anlagen von Michelin und Bridgestone haben immer auf der rohen Kraft von Gabelstaplern beruht. Doch seit den letzten Jahren spielen E-Stapler und intelligente Softwarelösungen eine immer größere Rolle. Wie kommt es dazu?

Automatisierung und Software in einem australischen Vorort

In Truganina, einem verschlafenen Vorort von Melbourne (Australien), nutzt der Reifenriese Bridgestone eine Flotte von fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF) des Automatisierung-Experten Dematic für den Betrieb seines gewaltigen Logistikzentrums. Dort sind Tausende von Bridgestone-Reifen meterhoch gestapelt, die von Gegengenwichts-FTF von Dematic mithilfe von Metallseilen von A nach B befördert werden. Die Prozesse laufen automatisiert ab. Der Geruch neuer Reifen liegt in der Luft, aber kein einziger menschlicher Handschlag ist erforderlich, denn der gesamte Prozess wird in Echtzeit von der Dematic-Software gesteuert. „Die Fahrzeuge wissen genau, was sie zu tun haben“, erklärt Nick Tzuntzurkas, ANZ National Warehouse Manager bei Bridgestone. „Sie transportieren und verwalten die Produktpaletten und bringen sie zu bestimmten Nachschub- und Umschlagplätzen.“

Jedes FTF hat eine Nutzlast von 1.500 kg und eine Hubhöhe von vier Metern. Die Fahrzeuge werden über ein Laserleitsystem gesteuert, mit dem alle Arten von Kollisionen vermieden werden. Sogar ein nachhaltiger Umgang mit Energie ist in die automatisierten Prozesse integriert: Sobald die Fahrzeuge nicht mehr benötigt werden, fahren sie selbstständig zur Ladestation, um ihre Lithium-Ionen-Batterien wieder aufzuladen. „Die FTF arbeiten in langen Schichten von bis zu 12 Stunden“, präzisiert Tony Raggio, General Manager of Sales, Mobile Automation bei Dematic. „Und am Ende des langen Arbeitstages fährt das FTF zurück zur Ladestation, damit seine Batterien für die nächste Schicht aufgeladen werden.“ Das ist ein in sich geschlossener Prozess: hochautomatisiert, sicher und effizient. Er steht für den Wandel in einer Branche, in der bereits über die letzten Jahrzehnte erhebliche Veränderungen stattgefunden haben.

Eine Partnerschaft ist keine Einbahnstraße

In der kleinen Stadt Ronchi in Norditalien produziert der Reifenhersteller Michelin täglich 40.000 Autoreifen auf einer Fläche von einem Quadratkilometer. An diesem Standort, dem größten von Michelin in Europa, wird eine umfangreiche Produktpalette gefertigt, denn von hier werden die großen Automarken wie Mercedes, Volkswagen, BMW, Audi, Ford und Renault beliefert. Das ist eine logistische Meisterleistung, und der geschlossene Kreislauf umfasst nicht nur Ronchi, sondern zahlreiche Produktionsstätten und Vertriebszentren in ganz Italien. Unabhängig vom Standort spielen die Gabelstapler des Intralogistik-Experten STILL eine wesentliche Rolle.

„Unsere Stapler halten die Produktionsprozesse bei Michelin am Laufen“, sagt Luca Olivo, Key Account Manager für Michelin bei STILL. „An den verschiedenen Standorten sind zahlreiche Tätigkeiten zu erledigen, für die jeweils unterschiedliche Anforderungen gelten.“ So werden die Stapler von STILL im Bereich Halbzeuge eingesetzt, um wichtige Bauteile und Fertigungsmaterialien zu bewegen. Auch aus dem Vulkanisierungsprozess, bei dem Naturkautschuk in synthetischen Kautschuk umgewandelt wird, sind sie nicht wegzudenken. Das gleiche gilt für Transport und Handling. „STILL und Michelin haben ihre Zusammenarbeit im Laufe der Jahre immer weiter verstärkt“, erklärt Luca Olivo. „Und schließlich ist Michelin auf das Full-Service-Leasing umgestiegen, das wir hier seit 2014 anbieten.“ Die gesamte Flotte der 140 Stapler von STILL in Ronchi – vom RX 20-18 über den RX 20-20 bis zum RX 60-20 – wird regelmäßig gewartet und instandgehalten.

Dabei ist die Partnerschaft zwischen den beiden Qualitätsmarken keine Einbahnstraße. Schließlich sorgen die Stapler von STILL nicht nur für den Transport von Michelin-Reifen, sondern sind auch selbst auf solchen Reifen unterwegs. An den Standorten Ronchi, Turin und Alessandria sind die Stapler von STILL mit Reifen von CAMSO ausgestattet – das ist die Tochtergesellschaft der Michelin-Gruppe, die sich auf Industriereifen spezialisiert hat. Damit ist der Kreislauf zwischen den beiden Branchen komplett – und keinesfalls eine Einbahnstraße.

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