Wie sieht das europäische Energiesystem von morgen aus?

Er wird als Brennstoff, Energieträger oder -speicher genutzt: Wasserstoff. Die zukunftsträchtige Antriebsvariante bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen. Und das Beste: Er verursacht keine CO2-Emissionen, keine Luftverschmutzung und kann sogar zur Dekarbonisierung beitragen. Bisher kommt er in der EU allerdings nur selten zum Einsatz. Das soll sich künftig ändern.

Mit dem europäischen Green Deal hat sich die Europäische Kommission das Ziel gesetzt, die EU anhand diverser Maßnahmen bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dazu zählt auch die Dekarbonisierung des Energiesektors: Rund 75 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU entfallen allein auf die Erzeugung und den Verbrauch von Energie, so EU-Kommissarin für Energie Kadri Simson. Einen wichtigen Beitrag hierzu soll deshalb auch erneuerbarer Wasserstoff leisten.

Bisher wird dieser jedoch hauptsächlich noch mithilfe von fossilen Brennstoffen erzeugt. Die dadurch verursachten Treibhausgasemissionen sind enorm. „Damit grüner Wasserstoff wirtschaftlich produziert und vertrieben werden kann, müssen sich erst die Randbedingungen ändern: Strom muss günstiger werden, CO2 muss teurer werden, Investitionskosten müssen runtergehen“, äußert sich Christian Bruch, CEO Siemens Energy, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Mit ihrer aktuellen Wasserstoffstrategie zeigt die EU, wie die Wasserstofferzeugung in drei Phasen dekarbonisiert werden soll.

In drei Schritten zum erneuerbaren Wasserstoff

Die erste Phase umfasst den Zeitraum von 2020 bis 2024. Hier sollen u.a. die ersten Elektrolyseure zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit bis zu 100 Megawatt Leistung eingesetzt werden. Gleichzeitig soll die bereits bestehende Wasserstofferzeugung auf Erdgasbasis weitestgehend CO2-frei werden. Dafür soll das verursachte CO2 abgespalten und gespeichert werden (engl. „Carbon Capture and Storage“, kurz CCS). Bis 2030 soll dann mitunter die Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff auf verschiedene Bereiche ausgeweitet werden – darunter auch auf den Schienenverkehr und LKW. In sogenannten „Hydrogen Valleys“ soll erneuerbarer Wasserstoff produziert und regional verbraucht werden. In der dritten und letzten Phase – also bis 2050 – soll erneuerbarer Wasserstoff schließlich großflächig eingesetzt werden.

Die Unternehmen reagieren positiv auf die EU-Maßnahmen und investieren bereits in große Elektrolyseanlagen: „Die EU-Wasserstoffstrategie ist ein ganz entscheidender Schritt für den Aufbau einer leistungsfähigen europäischen Wasserstoffwirtschaft und die Dekarbonisierung Europas“, erklärt Andreas Schierenbeck, CEO beim deutschen Energieversorgungsunternehmen Uniper, gegenüber dem Handelsblatt.

 

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