Wie sieht der ideale Standort für ein Logistikzentrum aus?

Der E-Commerce boomt immer weiter. Mit dem wachsenden Online-Angebot wächst auch die Erwartungshaltung der Kunden – eine Entwicklung, die Einzel- und Großhändler, Paketdienste und Spediteure vor Herausforderungen stellt. Eine der wichtigsten Schnittstellen für einen reibungslosen Prozess im Versandhandel ist das Logistikzentrum. Was hier zählt, ist Kundennähe – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Amazon hat es vorgemacht: Wer die beste Logistik bietet, etabliert sich auch am Markt. Los ging es mit Büchern, mittlerweile können sich Online-Kunden in München und Berlin sogar Lebensmittel bei Amazon bestellen und innerhalb von 24 Stunden liefern lassen. Ausschlaggebend für den Erfolg von Amazon ist ein ausgeklügeltes Netz an Logistikzentren mit einer wohl überlegten Standortauswahl. Diese steht und fällt mit fünf Hauptfaktoren, die das Logistikimmobilien-Unternehmen Prologis in einer Studie aufgestellt hat:

    • Nähe zu wichtigen Verbraucherzentren
    • Das behördliche Umfeld
    • Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften
    • Verkehrsinfrastruktur
    • Gesamtkosten

1) Mitten im Geschehen

Das wichtigste Kriterium bei der Standortauswahl für ein neues Logistikzentrum ist der direkte Zugang zu großen Verbrauchszentren. Dabei werden die weitläufigen Ballungsräume und Metropolregionen in Mitteleuropa immer wichtiger, denn: Viele Einwohner bedeuten auch viele Konsumenten, also viele potentielle eCommerce Kunden und viele Lieferadressen auf einen Schlag. Je näher ein Logistikzentrum am Stadtkern gelegen ist, desto kürzer wird die sogenannte „Letzte Meile“, also der Weg vom Logistikzentrum bis zur Haustür. Doch je näher ein Grundstück am Zentrum liegt, desto teurer wird es auch – und ausreichend Platz ist mitten in der City sowieso Mangelware. Die Ideallösung ist hier also ein Standort, der a) möglichst nah am Ballungszentrum und b) direkt an wichtigen Verkehrsknotenpunkten liegt.

2) Behörden ins Boot holen

Ein guter Draht zum örtlichen Verwaltungsapparat ist wichtig. Denn bis ein Logistikzentrum final geplant und schlussendlich umgesetzt ist, vergeht häufig viel Zeit. Nicht nur der eigentliche Bau, sondern auch der spätere Betrieb sind oft mit viel Lärm und Verkehr verbunden. Das macht die Genehmigungsverfahren in einigen Regionen oder Kommunen etwas kompliziert. Deshalb ist es ratsam, schon in der Planungsphase in den Dialog mit den jeweiligen Ansprechpartnern zu treten.

3) Manpower vor Ort

Die passenden Mitarbeiter sind ausschlaggebend für den Erfolg eines Logistik-Hotspots. So muss bei der Standortauswahl auch beachtet werden, ob eine unmittelbare Nähe zu potentiellen Arbeitnehmern bzw. deren direkte Anbindung an den Arbeitsort gegeben ist. Es lohnt sich also auch ein Blick auf das örtliche „Erwerbspersonenpotenzial“, also die Anzahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt in der jeweiligen Region zur Verfügung stehen. Dieses sollte sich mit dem Bedarf an benötigten Fachkräften decken.

4) Schnell auf die Straße

Wohl kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist mehr auf eine reibungslose Verkehrsanbindung angewiesen als die Logistikbranche. Bei der Planung eines Logistikzentrums ist eine geeignete Verkehrsanbindung – eventuell sogar an einem Knotenpunkt zwischen zwei Ballungszentren – von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist auch die Frage, inwieweit die Verkehrswege auch in Zukunft noch ausgebaut werden, um neue, entwicklungsstarke Regionen zu erreichen.

5) Intelligent investieren

Die Kostenkalkulation basiert auf zwei wesentlichen Posten: nämlich den Investitionskosten für Bau und Equipment (wie Flurförderzeuge, Hallentechnik etc.) und den Betriebskosten für Personal, Wartung, Instandhaltung und Energie. Sie lassen sich in der Regel bereits im Vorfeld berechnen. Hier empfiehlt es sich, von Beginn an in automatisierte Lösungen zu investieren. Diese machen sich innerhalb eines vergleichsweise kurzen Nutzungszeitraums bezahlt – und sorgen langfristig für reibungslose Prozesse.

Best Practice: Venlo

Ein Paradebeispiel für die Vereinigung von verschiedenen Standortfaktoren sei die Stadt Venlo: Laut Nordic Market führt die Stadt im Süden der Niederlande zum wiederholten Male die Liste von Europas begehrtesten Logistikstandorten an. Die hohe Konsumdichte der Benelux-Märkte und im Westen Deutschlands trifft hier auf gut entwickelte Transportnetzwerke. Schon allein mit diesen zwei enorm wichtigen Faktoren lässt sich eine europaweite Distribution gewährleisten. Zumindest wurde Venlo dadurch zu einem international begehrten Standort für Logistikzentren in Europa.